Weitgereiste haben viel von Peinlichkeiten zu erzählen, deren Quelle mangelhafte Kenntnisse über die besonderen Eigenarten fremder Kulturen sind: Es gibt eben recht unterschiedliche Wertvorstellungen und vor allem auch Kommunikationsmuster (Sitten, Gebräuche, Gesten, Körpersprache), deren Kenntnis auch beruflich eine wichtige Rolle spielen kann.
Eine Umfrage in einer multikulturellen Arbeitsgruppe hat ergeben, dass der einfache Satz He was a little late for the meeting bei den einzelnen Teilnehmern ganz verschiedenartige Vor-stellungen hervorrief. Little bedeutete für die Deutschen etwa 5 Minuten, für die Griechen und Spanier bis zu 2 Stunden!
Nachfolgend ein kleiner Auszug über jene Formen, die im Umgang zu beachten sind (Quelle: Wirtschaftskammer Österreich, „Achtung Kultur“):
Belgien
Umgangsformen: Flamen wirken zurückhaltender und bei offiziellen Anlässen formeller als die Wallonen. Sie haben einen trockenen Humor und lieben meist eine direkte, knappe Aus-drucksweise. Gestik wird sparsam eingesetzt. Wallonen wirken oft extrovertierter und sponta-ner. Bei den Umgangsformen wird auf ein gewisses Zeremoniell Wert gelegt. Beiden Volks-gruppen gemeinsam ist ein Trend zu guter Lebensart, besonders eine Vorliebe für gepflegte Küche.
Begrüßung, Einladungen: Begrüßung mit Handschlag. 10 Minuten Verspätung werden ak-zeptiert; Einladungen ins eigene Heim sind erst bei recht naher Bekanntschaft üblich.
Bulgarien
Umgangsformen: Bulgaren sind gesprächig; daher wird Telefonieren dem Schriftverkehr vorgezogen. Die Gestik ist südländisch. Kopfschütteln (horizontal) bedeutet in vielen Fällen Zustimmung, Kopfnicken (vertikal) Verneinung.
Begrüßung: Bei der Begrüßung sind unter Männern die Umarmung und gelegentlich der „russische Bruderkuss“ üblich.
Dänemark
Umgangsformen: Die Nationalflagge und das Königshaus werden hoch geschätzt.
Ein Schlüsselwort der dänischen Umgangsformen ist slap af! (in etwa = entspann dich!). Die in Mitteleuropa gewohnten Höflichkeitsrituale sind in Dänemark eher unüblich. Im Ge-schäftsleben ist auch zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten die Ansprache meist auf den Taufnamen reduziert. Als Ausländer sollte man nicht erstaunt oder befremdet sein, wenn man mit Du angesprochen wird. Titel werden nur in der schriftlichen Anrede benutzt.
Begrüßung, Einladungen: Händeschütteln beim Kennenlernen, dann nur wenn man einander länger nicht gesehen hat. Tak for sidst ist die Phrase, mit dem man sich bei der Hausfrau für eine Einladung bedankt. Tak (= danke) ist eines der unter Dänen gebräuchlichsten Wörter. Bei
Einladungen ist die Skål-Zeremonie wichtig - man muss mit dem ersten Schluck warten, bis der Hausherr nach einer mehr oder weniger kurzen Begrüßung sein Skål gerufen hat.
Deutschland
Umgangsformen: Eine typisch deutsche Eigenschaft ist die Pünktlichkeit. Das Nicht-Einhal-ten von Terminen kann Geschäftsbeziehungen erheblich belasten. Der Norddeutsche ist eher kühl und förmlich, der Süddeutsche impulsiver und umgänglicher, hat weniger Berührungs-ängste und setzt sich z. B. in Gasthäusern ohne weiteres mit anderen zusammen. Die Anrede erfolgt grundsätzlich per Sie und mit Nachname. Titel spielen keine große Rolle.
Begrüßung: Händeschütteln bei der Begrüßung und bei der Verabschiedung ist üblich. Die so genannte Grüß-Gott-Grenze liegt etwa bei Frankfurt/Main. Südlich davon ist Grüß Gott gebräuchlicher, nördlich Guten Tag. Man nennt diese Grenze scherzhaft auch Weißwurst-äquator. Finnland
Umgangsformen: Pünktlichkeit auf die Minute, korrektes Auftreten, korrekte Kleidung und klare Sprache sind für die Finnen selbstverständlich. Teamwork wird bevorzugt; es herrscht ein kollegialer Umgangston, man spricht einander mit Du an. In der Anrede werden niemals akademische Titel verwendet. Andere Titel wie Direktor, Minister sollten aber verwendet werden. Auf Visitkarten erscheinen Titel dem Namen nachgestellt.
Eine besondere Einrichtung in Finnland, Norwegen und Schweden ist das so genannte Jeder-mannsrecht. Es bedeutet einerseits, dass man sich im Allgemeinen über Grund und Boden und in Gewässern anderer bewegen bzw. übernachten darf, ebenso Beeren und Pilze sammeln und wilde Blumen pflücken. Andererseits werden dadurch nicht der Schutz der Privatsphäre von Grundstückseignern und Bauern oder die Regeln für das richtige Verhalten in der finni-schen Natur außer Kraft gesetzt. Stets muss auf andere Menschen, auf Tiere und Pflanzen Rücksicht genommen werden.
Begrüßung, Einladungen: Umarmungen sind bei der Begrüßung ganz unüblich, man schüt-telt sich aber die Hände. Bei Tisch sitzt, wie in allen skandinavischen Ländern, der Ehrengast links von der Hausfrau.
Einladungen zu einem gemeinsamen Saunabesuch (keine gemischte Sauna) sind unter Freun-den, Bekannten und Geschäftspartnern üblich; handelt es sich dabei um die private Sauna, gilt dies als eine besondere Ehre.
Frankreich
Umgangsformen: Jeder Franzose ist stolz auf die glorreiche Vergangenheit seines Landes (la gloire) und schätzt Komplimente über dessen landschaftliche Schönheit und kulturelle Errun-genschaften. Savoir vivre, „Leben wie Gott in Frankreich“, war einst sprichwörtlich. Der Lebensstil wandelt sich zwar, Frankreich ist heute ein moderner Industriestaat, aber man be-wahrt doch gerne die Tradition. Verhandlungen und Unterhaltungen werden bevorzugt in französischer Sprache geführt. Fremdsprachenkenntnisse darf man in Frankreich nicht immer voraussetzen - Deutsch schon gar nicht.
Höflichkeitsfloskeln sind üblich und in der Konversation wichtig. Der Franzose liebt es nicht, sofort zur Sache zu kommen, sondern erst Konversation zu machen.
Es ist unüblich, auf Visitenkarten akademische Titel zu führen. Jedoch Monsieur le Président wird sehr häufig verwendet - viele Franzosen sind Mitglieder von Vereinen.
In Paris ist man nicht allzu pünktlich; das Pariser Verkehrschaos mag dabei eine Rolle spie-len. Im Monat August liegt das öffentliche Leben noch immer zum Teil lahm.
Begrüßung, Einladungen: Betritt man einen Laden, eine Bar oder ein Hotel, zählt es zu den französischen Gepflogenheiten, mit einem freundlichen Bonjour, Monsieur/Madame zu grüßen. Die Bezeichnungen Monsieur/Madame sind nicht nur Anredeformen, sondern gewis-sermaßen Ehrentitel, die jedem gebühren. Kennt man einander besser, folgt auf das Bonjour ein familiäres Ça va? (= Wie geht's), auf das als Antwort fast immer Ça va bien (= Es geht gut) erwidert wird. Pardon wird sehr häufig gesagt, auch wenn es gar keinen rechten Grund gibt, sich zu entschuldigen.
Der Gang zu Tisch ist in Frankreich heilig. Unangemeldete Besuche oder auch Telefonanrufe sollte man deshalb zwischen 12 und 14.30 Uhr sowie ab 19 Uhr abends unterlassen. Häufig wird eine Einladung zum Aperitif, etwa eine halbe Stunde vor der Essenszeit ausgesprochen. Man trinkt ein Glas zusammen, verabschiedet sich aber wieder rechtzeitig.
Im Restaurant ist es üblich, dass die Rechnung von nur einer Person beglichen wird - getrennt zu bezahlen kommt keinem Franzosen in den Sinn.
Griechenland
Umgangsformen: Mitteilungen werden gestenreich unterstrichen. Unter Freunden und auch unter Gleichgestellten im Geschäftsleben ist die Anrede mit Du üblich. Die Ansprache Sie verwendet man nur unter Fremden und gegenüber höher Gestellten. Vorstellungen sind im Allgemeinen formlos. Anreden enthalten üblicherweise keine akademischen Titel, außer bei Hochschulprofessoren: Kyrie kathigita!. Auch manche andere Titel werden gebraucht. So sagt man z. B. zu Ärzten: iatre!, zu Präsidenten: kyrie proedre!
Die griechische Kopfbewegung für „ja“ ist dem deutschen „nein“ ähnlich: es wird schräg mit dem Kopf genickt. Für „nein“ bewegt man den Kopf nach oben, schnalzt eventuell mit der Zunge oder schließt die Augen. Vorsicht! Das Entgegenstrecken der ausgestreckten Hand, mit den 5 Fingern gespreizt und der Handfläche dem Gegenüber zugedreht, ist eine große Beleidi-gung.
Man bemüht sich zwar um Pünktlichkeit, sie einzuhalten ist aber nicht nur wegen der Mentali-tät der Menschen, sondern oft wegen des starken Verkehrsaufkommens, besonders in der Hauptstadt Athen, nicht immer möglich.
Eine absolute Unhöflichkeit ist die Störung der Nachmittagsruhe, vor allem in den Sommer-monaten (etwa 15 bis 18 Uhr). Hingegen sind abends Anrufe bis 23h üblich.
Internationale Verkehrssprache ist meist das Englische, aber auch Französisch und Deutsch.
Begrüßung, Einladungen: Unter guten Bekannten und Freunden ist es üblich, dass man ein-ander bei der Begrüßung auf die Wangen küsst. Händeschütteln ist nur beim ersten Treffen üblich. Wenn einem in Griechenland eine Süßigkeit oder ein Getränk angeboten wird, gilt es als unhöflich, strikt abzulehnen. Wird man formell nach Hause eingeladen, ist ein kleines Gastgeschenk angebracht. Besonders beliebt sind schön verpackte Süßigkeiten. Im Restaurant ist es üblich, dass die Rechnung von nur einer Person beglichen wird.
Griechen sind die Weltmeister im Wünschen: Man wünscht einander nicht nur Guten Tag, sondern auch Gute Woche, Guten Monat, Guten Winter etc.
Am Telefon meldet sich der Angerufene fast nie mit seinem Namen - selbst am Empfang von Hotels heißt es häufig nur Nä (= ja) oder Embróss (= los , d. h. sprechen Sie!).
Großbritannien
Umgangsformen: Die Briten sind von Natur aus konservativ, lieben Kontinuität und Tradi-tion. Das äußert sich vor allem in der noch immer weit verbreiteten Verbundenheit mit dem Königshaus, in großartigen Militärparaden und traditionellen Sportereignissen.
Geradezu „Exportartikel“ der Briten sind understatement, fair play, small talk (besonders gern wird das Wetter als Gesprächseinleitung verwendet) und Teamgeist.
Briten sind sehr höflich. Sprachlich äußert sich dies durch häufige Verwendung von so ge-nannten „softeners“, d. h. Wörtern und Phrasen wie please, sorry, thank you, excuse me. Wer im Zweifelsfall lieber zu oft als zu selten sorry sagt, liegt genau richtig.
Auffallend für einen Mitteleuropäer, aber bezeichnend für die hoch entwickelte soziale Rück-sichtnahme der Briten, ist das „Schlangestehen“: man bildet an der Bushaltestelle und auch sonst bei vielen Gelegenheiten eine geordnete Reihe (queue). Are you in the queue? oder This is a queue bekommt man zu hören, wenn man sich da nicht richtig verhält.
Im Geschäftsleben ist es üblich geworden, dass Arbeitskollegen einander mit dem Vornamen ansprechen, sogar wenn Geschäftskontakte nur über das Telefon bestehen. Akademische Titel werden grundsätzlich nicht verwendet. Die Anrede doctor ist nur bei Personen angebracht, die ein Medizinstudium abgeschlossen haben.
Auf Visitkarten werden Titel, wenn sie überhaupt ausgewiesen werden, hinter dem Namen gedruckt (B. Sc. (Econ.) = Bachelor of Science in Economics, MA = Master of Arts, etc). Teamgeist und Fairness werden nicht nur im Sport, sondern auch im Geschäftsleben geachtet. Von Gesprächspartnern wird erwartet, dass sie Englisch sprechen. Im Allgemeinen sprechen Briten keine Fremdsprache, dies ändert sich jedoch bei der jüngeren Generation.
Die Briten schließen sehr gerne Wetten ab, mag es sich dabei um Sportveranstaltungen, Wah-len etc. oder auch um das Wetter oder ein besonderes Unternehmen handeln (literarisch doku-mentiert in Jules Vernes Roman „In 80 Tagen um die Welt“).
Begrüßung: Die Anrede How do you do? ist keinesfalls als Anfrage nach dem Befinden zu verstehen, sondern lediglich als bedeutungslose Floskel zur Einleitung eines Gespräches gedacht, auf die ebenfalls mit How do you do? zu antworten ist.
Schulterklopfen und Auf-die-Wange-Küssen sind dem Briten ein Gräuel. Die Hand wird in der Regel nur anlässlich der ersten Vorstellung geschüttelt.
Bei Einladungen, auch bei geschäftlichen Verabredungen, ist eine Verspätung von 10 bis 20 Minuten üblich; es gilt mitunter sogar als unhöflich ganz pünktlich zu sein.
Italien
Umgangsformen: Bella figura, das Schlüsselwort für ein erfolgreiches Auftreten in Italien, bezieht sich nicht nur auf ein elegantes Äußeres, sondern auch auf Tüchtigkeit, Geist und Kontaktstärke.
In der Anrede werden gerne Titel in großzügiger Weise verwendet (Dottore, Professore, Conte). Der Italiener ist sehr eloquent und schätzt schnelles Reaktionsvermögen und Witz. Komplimente werden geschätzt.
Wer nicht plump und respektlos erscheinen möchte, sollte nicht bei der erstbesten Gelegenheit die tu(=Du)-Anrede benutzen; der Plural lei klingt angenehmer. Unter Gleichgesinnten und Gleichgestellten ergibt sich meist schon bei der zweiten oder dritten Begegnung das Du. Englisch ist als internationale Verkehrssprache üblich.
In Kirchen sind die Kleidervorschriften streng, vor allem für Frauen.
Begrüßung, Einladungen: Begrüßung erfolgt meist per Handschlag. Mit der Pünktlichkeit nimmt man es nicht allzu genau. Bei Privateinladungen sollte man erst 10 bis 15 Minuten nach der festgesetzten Zeit erscheinen. Als Gesprächsthema ist die Familie besonders wichtig. Blumen, Wein oder etwas Süßes sind als Mitbringsel üblich.
Niederlande
Umgangsformen: Eine liberale, multikulturelle Atmosphäre herrscht vor. Doch auf religiö-sem Gebiet wird vielfach auf Abgrenzungen zwischen Katholiken und Protestanten wert gelegt (z. B. auch beim Rundfunk, in den Parteien). Die Umgangsformen sind locker; das Du ist auch im Geschäftsleben gebräuchlich. Titel werden bei der Vorstellung nicht genannt, aber auf Visitkarten ausgewiesen.
Im Geschäftsleben wird auf Pünktlichkeit großer Wert gelegt.
Begrüßung: Man begrüßt einander mit Handschlag. Geschätzt wird das Bemühen sich nie-derländische Sprachkenntnisse anzueignen, auch wenn es nur einige Redewendungen sind.
Norwegen
Umgangsformen: Die Norweger sind sehr höflich, Pünktlichkeit gehört wesentlich dazu. Die übliche Anrede in Norwegen ist das Du. Man bedankt sich gern und häufig. Rettferd, was etwa unserem Gleichheit und Gerechtigkeit entspricht, ist der bestimmende Faktor des Zu-sammenlebens. Das ungeschriebene Gesetz ist: Du sollst nicht glauben, du bist mehr als wir! Auch der König hält sich daran, fährt selbst Auto und beachtet die Vorrangregeln.
In ländlichen Gebieten ist der puritanische Geist (Alkoholfeindlichkeit!) noch stark ausge-prägt. Werbung für Tabak und alkoholische Getränke ist verboten.
Im persönlichen Kontakt sind Norweger zurückhaltend. In der Öffentlichkeit zu gestikulieren oder laut zu sein gilt als unpassend.
Es ist üblich, beim Betreten eines Postamtes, einer Bank, diverser Behörden und in Ge-schäften ohne Selbstbedienung einen Nummernzettel aus dem Automaten zu ziehen und dann so lange zu warten, bis die gezogene Nummer auf einer Anzeigetafel erscheint. Englisch ist die internationale Verkehrssprache; Deutsch wird häufig verstanden.
Begrüßung, Einladungen:. Pünktlichkeit ist bei Einladungen wichtig. Bei offiziellen Essen sitzt der Ehrengast links von der Dame des Hauses. Der Ehrengast bedankt sich nach dem Nachtisch durch eine kurze Tischrede; sie endet mit dem Satz Takk for maten.
Jedermannsrecht: siehe unter Finnland
Österreich
Umgangsformen: Österreich ist ein gastfreundliches Land; ein nicht unbeträchtlicher Teil seiner Wirtschaft beruht auf dem Tourismus.
Die Umgangsformen im Geschäftsleben sind meist noch zeremoniell, wenn sich auch bei den Jüngeren saloppere Umgangsformen durchzusetzen beginnen.
Titel sind sehr wichtig: Man spricht einander an mit Herr Doktor, Herr Hofrat, Herr Ingenieur, sonst mit Herr oder Frau und dem Namen, Damen auch oft noch mit gnädige Frau. Auch der Handkuss ist üblich.
Adelstitel sind in Österreich zwar offiziell abgeschafft, inoffiziell (vor allem bei Anreden und im Briefverkehr, ja sogar bei E-Mails) aber durchaus gebräuchlich.
Begrüßung, Einladungen: Man begrüßt einander mit Grüß Gott oder Guten Tag, man verab-schiedet sich mit Auf Wiedersehen, informell auch mit Servus. Wenn man mit jemandem nicht „per Du“ ist, darf man letzteres nicht verwenden.
Pünktlichkeit wird hochgehalten, eine Verspätung von 10 bis 15 Minuten, das so genannte akademische Viertel, wird jedoch nicht besonders übel genommen und ist bei Einladungen im Hause üblich. Man bringt Blumen oder ein kleines Geschenk mit. Im Nachhinein bedankt man sich noch einmal telefonisch oder schriftlich.
Polen
Umgangsformen: Die Polen sind sehr freundlich und hilfsbereit, ihre Umgangsformen betont höflich. Auch der Handkuss ist gebräuchlich. Als Gesprächsthemen bietet sich eine breite Palette, einschließlich Familiäres an; Politik sollte man jedoch eher ausklammern. Polen ist sehr von der katholischen Kirche geprägt; man sollte es unterlassen die Kirche oder den (der-zeit polnischen) Papst zu kritisieren. Auffallend ist die Lust der Polen am Nörgeln, das Zurschaustellen ihres Missmuts: Polen klagen gerne über alles und alle und fühlen sich gern als historische Märtyrer.
Begrüßung, Einladungen: Man begrüßt einander mit Handschlag. Einladungen werden gerne und rasch ausgesprochen. Man erscheint eher etwas später, keinesfalls zu früh. Nach einer häuslichen Einladung bedankt man sich beim Aufheben der Tafel mit Dzie-ku-je bardzo! (= Danke sehr!). Einige Worte in der Landessprache wirken sehr verbindlich. Sie zeigen, dass man an Polen wirklich interessiert ist. Blumen als Mitbringsel sind nicht üblich, sondern ein kleines Geschenk.
Am Telefon meldet man sich mit Slucham (=ich höre).
Portugal
Umgangsformen: Saudade ist eines der Schlüsselwörter für den portugiesischen Volkscha-rakter. Man versteht darunter sehnsüchtige Traurigkeit. Sie ist vielleicht zu erklären durch die große Seefahrertradition des Landes; Seefahrer waren immer großen Gefahren ausgesetzt. Portugiesen haben, im Gegensatz zu anderen Bewohnern der Mittelmeerregion, einen gewis-sen Hang zur Introversion.
In der Anrede verwendet man gerne Titel. Senhor Doutor, Senhora Doutora werden für alle Personen mit höherer Bildung verwendet. Bei einem Gesprächspartner mit einem technischen Beruf ist die Anrede mit Senhor Engenheiro angebracht. Auch Adelstitel wie Conde oder Marquis, zu Recht oder nicht, werden gerne verwendet. Höflichkeitsfloskeln werden im Gespräch häufig eingeflochten, ein besonders wichtiger Ausdruck ist com licença (= mit Verlaub). Das Duzen gibt es im Portugiesischen nicht.
Begrüßung, Einladungen: Man begrüßt einander mit Händedruck, Damen einander sehr bald mit einem Wangenkuss; bei näherer Bekanntschaft auch Herren und Damen. Frauen werden mit dem Vornamen angesprochen und auch so vorgestellt.
Rumänien
Umgangsformen: Rumänien ist eine „romanische Insel im slawischen Meer“. Die Rumänen schätzen ihre lateinischen Ursprünge sehr. Gerne pflegt man französische Umgangsformen. Titel werden in der mündlichen und in der schriftlichen Anrede verwendet.
Pünktlichkeit wird geschätzt, doch einige Minuten Verspätung werden nicht übel genommen. Begrüßung: Es ist üblich, Damen die Hand zu küssen. Umarmungen, Wangenkuss und Schulterklopfen sind, wie in anderen romanischen Ländern, gebräuchlich.
Bei Einladungen in ein rumänisches Heim sollte man der Hausfrau Blumen mitbringen. Bei formellen Einladungen werden Reden geschätzt.
Schweden
Umgangsformen: Schweden gelten als kühl und reserviert, sachlich und demokratisch. Sie sind fortschrittsbewusst und aufgeschlossen für neue Entwicklungen. Die persönlichen Um-gangsformen sind gekennzeichnet durch besondere Höflichkeit und einen Hang zum Under-statement. Bezeichnend für diese Haltung ist das schwedische Wort lagom, das sich nur schwer übersetzen lässt. Es bedeutet in etwa „gerade richtig“, also beispielsweise nicht zu kalt, nicht zu warm, nicht zu laut, nicht zu leise. Übertragen auf das Zwischenmenschliche heißt das: sich nicht aufdrängen, nicht unangenehm auffallen, möglichst nicht streiten, was auch für politische Diskussionen gilt.
Bei der Vorstellung ist es üblich, Vor- und Zunamen zu nennen; akademische Titel werden weder in der mündlichen noch in der schriftlichen Anrede verwendet - berufliche Titel, wie Directeur, Ingenieur sind hingegen gebräuchlich. Im Geschäftsleben herrscht ein ungezwun-gener Umgangsstil. Es ist üblich einander mit Du anzusprechen. Als Fremder sollte man jedoch beim „Sie“ bleiben, bis einem das Du angeboten wird. Pünktlichkeit ist eine unabdingbare Selbstverständlichkeit.
Von der mittleren und älteren Generation wird die deutsche Sprache gut verstanden; im Zeichen der EU ist auch bei der jüngeren Generation wieder ein Trend zum Deutschen erkennbar. Die starke Präferenz für das Englische als Verkehrssprache ist jedoch deutlich.
Begrüßung, Einladungen: Man begrüßt einander mit Händeschütteln und einem hej mit Vornamen, die Verabschiedung mit hejdå und ebenfalls mit Händeschütteln. Wie in den anderen skandinavischen Ländern sitzt an der Tafel der Ehrengast links von der Hausfrau. Es ist üblich, dass er sich beim Nachtisch mit einer kleinen Rede bedankt.
Der Gastgeber gibt das Zeichen zum Zuprosten mit Skål(= Prost). Nach der Mahlzeit bedankt man sich bei der Hausfrau mit Tack för maten.
Jedermannsrecht: siehe unter Finnland.
Schweiz
Umgangsformen: Der typische Schweizer ist eher reserviert. Im Geschäftsleben sind die Hierarchien nicht ausgeprägt. Titel werden in der mündlichen und schriftlichen Anrede ver-wendet.
Pünktlichkeit und Genauigkeit werden sehr geschätzt.
Begrüßung, Einladungen: Man begrüßt einander per Handschlag. Umarmungen und Küsse auf die Wange sind eher in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz üblich. Auch bei privaten Einladungen ist pünktliches Erscheinen die Regel.
Slowakische Republik
Umgangsformen: In den Umgangsformen und im Lebensstandard gibt es starke Unterschie-de zwischen dem Westen und dem Osten des Landes; besonders im Raum Bratislava ist der westliche Einfluss stark spürbar.
Auf Pünktlichkeit wird geachtet. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind herzlich und spontan.
Als Anredeformen werden Herr, Frau oder Fräulein mit Name und Titel verwendet. Auf Visit-karten werden die Titel ausgewiesen.
Begrüßung, Einladungen: Man begrüßt einander mit Händeschütteln. Bei der Vorstellung sagt man teši ma (= es freut mich). Als Gastgeschenke bei privaten Einladungen sind Wein oder Sekt, für Damen Blumen angebracht. Es ist üblich Geschäftsfreunde an Geburts- und Namenstagen zu beschenken.
Slowenien
Umgangsformen: Die Höflichkeitsform Sie wird genauso wie im Deutschen verwendet. Fremdsprachenkenntnisse - Englisch und Deutsch, an der Küste auch Italienisch - können bei gebildeten Slowenen vorausgesetzt werden. Pünktlichkeit wird allgemein erwartet
Begrüßung: wie in den Staaten Mitteleuropas.
Spanien
Umgangsformen: Die grandezza - die Großzügigkeit - ist in allen Lebensbereichen wirksam. Auch die gerühmte spanische Höflichkeit hat sich erhalten. Sprichwörtlich ist auch der Stolz der Spanier, vor allem auf ihre großen Leistungen in der Vergangenheit.
Schriftlich und mündlich werden Höflichkeitsfloskeln reichlich verwendet, schriftlich auch die Anrede Caballero!. Kennt man einander etwas näher, gebraucht man in der Anrede bald die Du-Form und die Anrede mit Amigo! Akademische Titel werden in der Anrede und auf Visitkarten nicht verwendet.
Zur Höflichkeit gehört es, sich nach dem persönlichen Wohlergehen und nach der Familie des Gesprächspartners zu erkundigen. Persönlicher Kontakt ist in Spanien überaus wichtig. Unter-haltungen werden in Spanien stets mit größerer Lautstärke geführt als in Mitteleuropa.
Das Zeitgefühl des Spaniers ist anders als das der Mitteleuropäer. Verspätungen von einer halben Stunde oder noch mehr sind durchaus üblich. Im Allgemeinen gilt der Grundsatz „leben und leben lassen“.
Der Stierkampf (corrida) ist eine spanische Tradition. Ein Ausländer sollte Kritik daran ver-meiden.
Begrüßung, Einladungen: Man begrüßt einander mit Handschlag; erst bei etwas näherer Be-kanntschaft ist auch der Wangenkuss möglich. Einladungen sind nicht nur zum Mittag- oder
Abendessen üblich, sondern auch zur merienda, einem Treffen gegen 17 Uhr mit Erfri-schungsgetränken, Kaffee und Kuchen.
Tschechische Republik
Umgangsformen: Es mag daran liegen, dass die Tschechen noch einigermaßen von der k.u.k. Monarchie geprägt sind: Sie haben große Hochachtung vor Titeln, und die Umgangsformen sind denen in Österreich sehr ähnlich.
Stolz sind die Tschechen auf den hohen Stand ihrer technischen Produkte und die Schön-heiten ihrer Heimat, besonders der Stadt Prag.
Begrüßung, Einladungen: Man begrüßt einander mit einer leichten Verneigung und Hände-schütteln. Zu Geburtstagen oder zu größeren Feiertagen wird unter Geschäftsfreunden ein Geschenk erwartet.
Ungarn
Umgangsformen: Auf akademische und sonstige Titel wird großer Wert gelegt. Der Famili-enname wird dem Taufnamen immer vorangestellt.
Man schätzt es durchaus, wenn sich der Fremde ein wenig bemüht, Ungarisch zu sprechen; doch muss man dabei sehr genau sein, denn kleine phonetische Änderungen können den Sinn total verändern. Also Vorsicht mit egészségéres (= Prost).
Begrüßung, Einladungen: Man begrüßt einander mit Händedruck. Wangenküsse (puszi) sind unter Freunden und guten Bekannten üblich. Formell begrüßt man einander mit Jó napot kívánok (= Guten Tag), informell mit Haló und Szervusz. Es ist üblich auch bei privaten Einladungen pünktlich zu erscheinen.
Testfragen 6 (Antworten siehe Seite 162.)
1) Sie werden von einem Geschäftsfreund (einer Geschäftsfreundin) für 19 Uhr zu einem pri-vaten Abendessen nach Hause eingeladen, bei dem der Ehepartner kochen wird; wann soll-ten sie tatsächlich erscheinen, um der dortigen Landessitte zu entsprechen?
2) In welchen europäischen Staaten ist die Verwendung von Titeln in der persönlichen Anspra-che nach wie vor gebräuchlich?
3) Was ist unter dem nordischen „Jedermannsrecht“ zu verstehen?
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